Stephan Schulz, Arzt für Psychiatrie-Psychotherapie und Arzt für psychotherapeutische Medizin

Thema Datenschutz:

Bis vor einiger Zeit war die Empfehlung eindeutig: Computer mit patientenbezogen Daten sollen auf keinen Fall mit dem Internet verbunden sein. Inzwischen aber wurden alle ÄrztInnen und TherapeutInnen vom Gesundheitsministerium genau dazu verpflichtet.

PatientInnen wird nun nahegelegt, ihre Daten in einem angeblich geschützten Bereich im Internet zu hinterlegen, damit dann ÄrztInnen Zugriff darauf haben.

Zwar soll das über einen "sicheren" Spezial-Router passieren und sowohl ÄrztIn als PatientIn können nur mit speziellen Karten (eGK für PatientInnen) auf die Daten zugreifen. Dem ChaosComputerClub war es aber problemlos möglich, sich die notwendigen Komponenten ("sicherer" Router und "sichere" Karten) zu besorgen: Die Nummern, mit denen einE Ärztin ihre/seine Identität nachweist, stehen z.B. auf jedem Rezept.

Digitale Kommunikation mag Papier und unnötige Doppeluntersuchungen sparen, sie bietet aber Gefahren: in Finnland haben Hacker jeweils 2018 und 2019 die Daten von psychotherapeutischen Behandlungen geknackt und Betroffene dann erpresst - bei Nicht-Bezahlung wurden die Daten im Internet veröffentlicht.

Beim aktuellen Stand möchte ich PatientInnen dringend davor warnen, unkritisch Daten mithilfe ihrer eGK zu hinterlegen. Informationen über blutverdünnende Medikamente und Allergien mögen im Notfall hilfreich sein, psychotherapiebezogene Daten sind es nicht.