Stephan Schulz, Arzt für Psychiatrie-Psychotherapie und Arzt für psychotherapeutische Medizin

Gefühle und damit auch das Denken lassen sich durch verschiedene Stoffe beeinflussen. Außerhalb der Medizin geschieht das z.B. gesellschaftlich akzeptiert durch Alkohol, oder aber durch in unserer Gesellschaft illegale Drogen.

Im ärztlichen Bereich werden zahlreiche Medikamente verschrieben, die auch - teils ungewollt - psychische Auswirkungen haben. Die Verschreibungspflicht und die bei manchen Stoffen durch das Betäubungsmittelgesetz zusätzlich verschärfte Kontrolle sollen dabei eine Sicherheit gewährleisten, können aber Nebenwirkungen und Missbrauch letztlich nie ausschließen.

Hier geht es nun um sinnvolle Möglichkeiten zum Einsatz von Medikamenten:

Seele und Körper beeinflussen sich gegenseitig: Es gibt also nicht nur eine psychosomatische sondern auch eine somato-psychische Wirkung. Psychische Probleme und Störungen können also auch körperlich (mit-)verursacht sein. Entsprechend kann es notwendig sein, eine körperliche Grunderkrankung, die psychische Probleme nach sich zieht, auch durch Medikamente zu beeinflussen.

Andererseits können sich lange andauernde psychische Störungen, wie zum Beispiel Depressionen, festsetzen: Man spricht hier von Bahnung: So, wie wir eine oft geübte mathematische Formel nicht mehr vergessen, vergessen wir viele andere, zum Teil auch unbewusste Dinge nicht. Das kann dann auch die schlechten Gedanken oder Gefühle bei einer Depression betreffen. Ängsten können ebenfalls negative Lernprozesse zugrunde liegen. Parallel zu einer psychotherapeutischen Bearbeitung kann es sinnvoll sein, solche Zustände mit Medikamenten zu unterbrechen, bevor sich negativen Lernprozesse verfestigen.

Schließlich gibt es psychische Probleme, die ohne Medikamente nicht beherrschbar sind. Hierzu zählen Depressionen und Ängste, die sich wegen ihrer Schwere oder wegen verzögerter Behandlung bereits festgesetzt haben; hierzu zählen weiter psychotische Zustände, die ohne Medikamente nicht therapierbar sind.

Ich möchte ausdrücklich betonen, dass die hier gegebenen Informationen nur einen Überblick schaffen und in keinem Fall vollständig sind, was mögliche Wirkungen und Nebenwirkungen betrifft. Die Einnahme von Medikamenten muss grundsätzlich ausführlich mit einem Arzt besprochen und abgewogen werden.