Stephan Schulz, Arzt für Psychiatrie-Psychotherapie und Arzt für psychotherapeutische Medizin

Angst ist grundsätzlich erst einmal etwas, was uns vor Gefahren schützen kann. Es gibt aber Ängste, die sich jenseits einer realen Gefahr abspielen und unter Umständen anfallsartig als Panikattacken auftreten. Solche Ängste hemmen dann. Es gibt Medikamente, die eine Angst aufheben können, z.B. Medikamente, die zur Gruppe der Benzodiazepine gehören (Diazepam, Valium, Tavor...). Solche Medikamente wirken recht schnell , was sich im Fall einer Panikattacke die meisten Menschen wünschen. Nachteil ist, dass diese Medikamente ein erhebliches Suchtpotenzial besitzen, das heißt, es findet eine Gewöhnung statt sowie das Verlangen, diese Medikamente auch weiterhin zu nehmen. Gelegentlich verordnen Ärzte zu unkritisch. Tatsächlich haben Benzodiazepine in körperlicher Hinsicht auch wenig Nebenwirkungen. Es besteht aber die Gefahr einer ärztlich verordneten Sucht, beschrieben schon von den Roling Stones in "mothers little helpers": "...doctor, please, some more of these  -  outside the door, she took four more"

Wegen der Suchtgefahr sollten Benzodiazepine nur in eng begrenztem Umfang und unter ärztlicher Aufsicht gegeben werden: Bei Psychosen können im Akutstadium Ängste so schlimm sein, dass es sinnvoll ist, in der Klinik für kurze Zeit ein solches Medikament zusätzlich zu einem Neuroleptikum  zu geben. Hilfreich können Bezodiazepine auch im Stadium eines akuten Herzinfarktes sein und schließlich werden Benzodiazepine bei epileptischen Anfällen sinnvoll eingesetzt.  Ein dauerhafter oder wiederholter Einsatz bei Angsterkrankungen ist aber nicht sinnvoll wegen der genannten Suchtgefahr und auch wegen der aufgrund neuerer Untersuchung anzunehmenden Gefahr von bleibenden Gedächtnisstörungen.

Bezogen auf Ängste ist dagegen ein therapeutisches Vorgehen angebracht.

Gegebenefalls gibt es auch Alternativen z.B. in Form von Antidepressiva vom SSRI-Typ, die zwar eine akute Panikattacke nicht beseitigen, längerfristig aber bei Ängsten sehr wohl helfen können. Näheres dazu hier.