Stephan Schulz, Arzt für Psychiatrie-Psychotherapie und Arzt für psychotherapeutische Medizin

tiefenpsychologie

Tiefenpsychologie bezieht sich vom Verständnis her auf psychoanalytische Theorien, die sich mit den unbewussten Gründen menschlichen Handelns befassen. Eine große Bedeutung haben dabei Erfahrungen, die wir früh im Leben, in unserer Kindheit gemacht haben: Kindlichen Wünschen stehen oft Verbote beziehungsweise Anpassungsanforderungen der Umwelt gegenüber, die dann verinnerlicht werden. Wenn alles gut geht, kommt es zu einem gelungenen Kompromiss zwischen den Wünschen des Kindes und den Anforderungen der Umwelt. Gelingt dieser Prozess der Kompromissfindung nicht oder treten später im Leben Situationen auf, die den ursprünglich gefundenen Kompromissen und Lösungen nicht entsprechen, kann das Problme verursachen, die dann einer psychotherapeutischen Behandlung bedürfen.

Wichtig in diesem Geschehen sind natürlich die Beziehungen der oder des Einzelnen zur Umwelt, zu den Mitmenschen, und für die Psychoanalyse ist dabei entscheidend, dass sich die ersten zwischenmenschlichen Erfahrungen, die des Kindes zu Eltern und auch zu Geschwistern, in den späteren Beziehungen niederschlagen.

Die klassische Analyse arbeitet damit, dass sich die Beziehungsmuster der Kindheit auch in der Beziehung von erwachsenen Klienten (Patienten) zu Therapeuten widerspiegeln. Die sich wiederholenden Beziehungsmuster werden dann gedeutet, damit verstehbar und einer Veränderung zugänglich gemacht.

Klassisch liegt man bei einer Psychoanalyse auf der legendären Couch, ohne Blickkontakt zum Therapeuten, um möglichst frei seine Ideen und Erinnerungen zu entfalten.

Die tiefenpsychologische Psychotherapie baut auf dem Krankheitsverständnis der Psychoanalyse auf. Sie unterscheidet sich aber in der therapeutische Herangehensweise: Anders als in der "Couch-Situatinon" streben Therapeutin oder Therapeut keine möglichst freie Entwicklung des sogenannten Übertragungsgeschehens an, sondern handeln in dem Bewusstsein, dass ein therapeutischer Prozess etwas ist, was sich zwischen den Beteiligten (TherapeutIn und PatientIn) entwickelt - nicht unbeeinflusst zwar von Übertragung, aber doch auch in der unmittelbaren Begegnung von Angesicht zu Angesicht.

Oft ist tiefenpsychologische Therapie auch vielseitiger im Umgang mit Methoden, Ursachen psychischer Probleme zu erkennen und daraus Veränderungen zu entwickeln.

Tiefenpsychologische Psychotherapie wird in psychotherapeutischen Praxen heute häufiger angewandt als die klassische Psychoanalyse.

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